Digitale Souveränität - können wir sie in Europa behalten?
Unter diesem Motto stand gestern eine spannende Diskussionsrunde des Digitalverbands SIBB e.V. im Berliner BASECAMP. Initiiert wurde die Veranstaltung von Olaf Kehrer, Geschäftsführer von SIBB-Mitglied O&O Software GmbH. Mit dabei Staatssekretär Dr. Severin Fischer von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Jana Schellong, Co-Gründerin von beans und Prof. Dr. Dr. h.c. Frank H.P. Fitzek von der TU Dresden sowie Moderator Dr. Mathias Petri, SIBB-Geschäftsführer. In der lebhaften Diskussion wechselten sich Pros und Cons ab. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
Die Pros 👍
Datenschutz und Sicherheit: Durch eigene Kontrolle über digitale Infrastrukturen und Technologien können europäische Staaten besser sicherstellen, dass persönliche Daten und sensible Informationen nach strengen Datenschutzrichtlinien (z.B. DSGVO) behandelt werden.
Unabhängigkeit von Tech-Giganten: Digitale Souveränität ermöglicht es Europa, sich von der Abhängigkeit von großen US- und chinesischen Technologieunternehmen zu lösen, was sowohl wirtschaftliche als auch politische Vorteile bringt.
Wirtschaftliche Stärkung: Investitionen in eigene digitale Technologien und Innovationen schaffen Arbeitsplätze und fördern das Wachstum der europäischen Tech-Industrie. Dies stärkt den Binnenmarkt und macht Europa wettbewerbsfähiger.
Sicherheitspolitische Stabilität: Durch die Kontrolle über kritische Infrastrukturen wie Cloud-Dienste oder Kommunikationsnetzwerke kann Europa die Sicherheit gegen Cyberangriffe und Spionage besser gewährleisten.
Innovationsförderung: Eine Fokussierung auf digitale Souveränität kann Anreize für neue Technologien und Forschungsinitiativen schaffen, die langfristig den technologischen Fortschritt in Europa fördern. Start-ups spielen dabei eine besonders wichtige Rolle, gerade auch aus Berliner Sicht mit ihrer starken Start-up Szene ein Pluspunkt.
Die Cons 👎
Hohe Kosten: Der Aufbau und die Pflege eigener Infrastrukturen und Technologien erfordern erhebliche Investitionen. Dies kann teurer und weniger effizient sein als die Nutzung bereits etablierter globaler Lösungen.
Langsame Innovation: Europäische Unternehmen und Institutionen könnten Schwierigkeiten haben, mit der Innovationsgeschwindigkeit globaler Tech-Giganten Schritt zu halten, was zu einem Wettbewerbsnachteil führen könnte.
Fragmentierung des Marktes: Eine strikte Fokussierung auf digitale Souveränität könnte zu einer Zersplitterung des globalen Marktes führen, was den Zugang zu Technologien und Partnerschaften erschwert.
Eingeschränkte Skalierbarkeit: Europäische Technologien und Lösungen könnten es schwer haben, außerhalb Europas zu skalieren oder sich auf dem globalen Markt durchzusetzen, was die wirtschaftliche Reichweite einschränken könnte.
Komplexität der Umsetzung: Der Übergang zu digitaler Souveränität ist technisch und politisch äußerst komplex. Koordinierung zwischen verschiedenen Ländern und Interessengruppen erfordert Zeit und kann Widerstände hervorrufen.
Am Ende waren sich alle Diskutanten einig, komplette digitale, vor allem auch technologische Souveränität ist kaum erreichbar in einer globalisierten Welt. 🌍 Und eine weitere Erkenntnis: Die europäische GAIA-X Initiative, die eine sichere, vernetzte und transparente digitale Infrastruktur schaffen will, die auf europäischen Werten wie Datenschutz, Datensouveränität und Interoperabilität basiert, spielte in dieser Runde keine besonders große Rolle. 🤔